Gulli und Mel Gaynor (Simple Minds) ab und an Drummer in Gulli´s Kapelle der Rockanarchie
Die Begeisterung beim Konzert am Donnerstagabend im Völklinger Pfarrgarten lag auf beiden Seiten: Die Fans bekamen ausgefallene Improvisationen zu hören, und die Musiker staunten über den Riesenandrang.
Von SZ-Mitarbeiter Andreas Lang
"Gulli" Rudi Spriller (links) am Bass und Thomas Blug hatten im Pfarrgarten ihren großen Spaß beim Improvisieren.
Völklingen.
Noch kurz bevor die ersten Töne im Pfarrgarten donnerten, kommen sie aus allen Richtungen - die Fans Völklinger City-Open-Airs. Und Sänger "Gulli" Rudi Spriller muss sich wie sein Vorbild Sting von der Gruppe Police vorkommen. Denn so wie der in seinem Song "Message in a bottle" Millionen von Antworten auf seine Flaschenpost erhält, so trudeln auch die Zuschauer vor der Bühne ein. Bis er proppenvoll ist, der Pfarrgarten. So voll, wie noch nie, wie einige Gäste mutmaßen, aber ganz sicher so voll, wie noch nie in der laufenden Saison.
Gitarrist Thomas Blug ist es, der eine solche Anziehungskraft ausübt. Der Saitenartist mit saarländischen Wurzeln ist ein echter Könner an der Fender-Stratocaster, und "Gulli" hat sich das Prädikat "Bassist mit der Mörderstimme" wahrlich verdient. Unterstützt werden beide vom einstigen Westernhagen-Drummer Charlie Terstappen. Es gibt gleich noch einen Police-Titel hinterher: "Walking on the moon".
Dabei deutet sich bereits an, dass das Terzett an diesem Abend nicht viele Titel schaffen wird. Die drei lieben die Improvisation. Da wird das jeweilige Stück zunächst ziemlich originalgetreu vorgetragen, ehe die Künstler ihr eigenes Ding daraus stricken. Gulli mal mit dem Bass und auch mit der Stimme, Terstappen sogar mit bloßen Händen auf den Trommelfellen. Und Blug - der ist sowieso eine Klasse für sich, so die meisten seiner Fans. Durch das Improvisieren schleicht sich zum Beispiel auf einmal der Rosarote Panther musikalisch im Deep-Purple-Klassiker "Black Night" rum.
Erst als kaum noch jemand weiß, was die drei da eigentlich angefangen haben, greifen sie das Thema wieder auf, um den Song zu Ende zu bringen. Dabei spielen sie den Rock dynamischer als so manche stärker besetzte Band.
Die Begeisterung im Pfarrgarten ist gegenseitig. "Da sind so viele Leute da, das ist ja unglaublich, und die Stimmung ist einfach klasse", so Gulli in der Pause. Auch Blug, bald auf Bühnen in Japan zu sehen, mag die Atmosphäre im Völklinger Pfarrgarten. Zeit zum Durchschnaufen hat Gulli in der Pause aber kaum, denn Kollege Blug schickt ihn in die Tiefgarage, wo die Mundharmonika im Auto liegt: "Ei jo brauche mir die Blues-Harp, geh' se holle." Beim Titel "Rock and Roll" kommt das gute Stück dann auch zum Einsatz. Wie viele Leute jetzt tatsächlich da sind, mag Bertram Sauder, der Vorsitzende des Vereins Kulturgut Völklingen, nicht an einer Zahl festmachen.
Beitrag vom: 23.07.2011, 00:11